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Stellungnahme der BDA Regionalgruppe Dresden zu den bevorstehenden Schulbaumaßnahmen in Dresden

20. Oktober 2013

Mit Interesse konnte man das DNN- Sommerinterview vom 10.09.2013 mit Bürgermeister Winfried Lehmann verfolgen.
550 Millionen Euro werden bis 2017 für den Schulneubau in Dresden veranschlagt, eine gewaltige Bausumme, die innerhalb kürzester Zeit verbaut werden muss.

Eines der größten Projekte ist das neue Schulprojekt für Gymnasium und Mittelschule im ehemaligen Straßenbahnhof Tolkewitz. Der Stadtrat in Dresden hat dem Ansinnen, die Baumaßnahme in Tolkewitz über einen Generalübernehmer lösen zu wollen, eine Absage erteilt. Diesen Schritt begrüßen wir außerordentlich. Damit erhalten vor allem auch regionale Firmen die Chance, sich für Bauleistungen zu bewerben, ohne sich dem Renditediktat eines Generalübernehmers beugen zu müssen. Hier wird Raum für Flexibilität und Qualität geschaffen, ohne finanzielle Einbußen hinnehmen zu müssen.
Aber auch für die Planung der neuen Schulbauten ist dies ein entscheidender und chancenreicher Schritt.

In vielen deutschen Städten fordert der demographische Wandel ebenfalls schnelles Handeln – umso mehr sind gute Konzepte gefragt.
In München, Berlin, Hamburg und anderen Städten wird derzeit Schulgeschichte geschrieben. Cluster-Schulen, Lernlandschaften und neue Raummodelle entstehen, um neuen Schulkonzepten  und Ausbildungsanforderungen gerecht zu werden. Es werden flexibel nutzbare Gemeinschaftshäuser von Mittelschulen und Gymnasien konzipiert, die auch für die Stadtteile außerschulische Nutzungen zulassen.

Es handelt sich um gut vorbereitete Projekte, die innerhalb kurzer Zeiträume unter hohem Kostendruck realisiert werden müssen.
Zudem hat eine nachhaltige Planung im Sinne der langjährigen Nutzung und Instandhaltung eine immer größere Bedeutung erlangt.
Diesen Vorhaben ist eines gemein: Sie bauen auf die konzeptionelle Kraft von Architekturwettbewerben auf, die der Realisierung vorausgegangen sind. Das richtige Konzept am richtigen Ort steht im Mittelpunkt der Bemühungen.
Die Teilnehmer des Wettbewerbes sind Planerteams aus Architekten, Landschaftsarchitekten und Ingenieuren, die sich bereits in der Phase des Wettbewerbes zusammen finden, um das bestmögliche Konzept zu erarbeiten.
Den Wettbewerben geht ein intensiver Abstimmungsprozess der beteiligten Schulen, der Bauverwaltungen und der Politik voraus. Diese Koordinierung mündet in der Wettbewerbsauslobung, in welcher die Anforderungen formuliert werden.

In gut und ausgewogen besetzten Jurys findet der Interessensausgleich zwischen Politik, Schulen, Bauämtern, Architekten und Ingenieuren statt. Diese Vorgehensweise hat den entscheidenden Vorteil, dass frühzeitig Konsens geschaffen wird, um Projekte schnell und unkompliziert durch alle genehmigenden Instanzen unter Wahrung der Interessen von Stadt und Schulen zu bringen. Wertvolle Zeit in der Planung wird gewonnen, weil schon im Abschluss der Wettbewerbe eine belastbare Vorplanung vorliegt, die sonst erst das Ergebnis nachfolgender Planungen ist.

Der Auswahl der Wettbewerbsbeiträge geht eine Prüfung durch Kostenplaner einher, die der Jury beratend zu Seite stehen. In der Regel liegen bis zu 30 % Kostenunterschied zwischen den Lösungsvorschlägen. Hier liegt die Chance, wirklich kostengünstig bauen zu können, ohne an der Qualität des Bauwerkes Einbußen hinnehmen zu müssen. Der Bauherr hat die einzigartige Möglichkeit der Auswahl.

Schulbauten sind wesentliche zentrale und identitätsstiftende öffentliche Bauten, welche über mehrere Generationen genutzt werden. Wir tun gut daran, diese Bauten mit Sorgfalt und Innovation zu konzipieren.
Nicht zuletzt beweisen die letzten großen Schulwettbewerbe der Stadt Dresden zum Marie-Curie-Gymnasium und zum Gymnasium Bürgerwiese, dass Qualität, Termine und Budget sich nicht ausschließen.
Neue Schulen in einem ehemaligen Straßenbahnhof zu verorten, ist ein interessantes und ambitioniertes Bauvorhaben.
Das große Potential eines Architekturwettbewerbes kann und wird diesem Schulbauvorhaben Lösungen generieren, welche der baukulturellen und wirtschaftlichen Dimension wirklich gerecht werden.

Verfasser

Volker Giezek
CODE UNIQUE Architekten BDA