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Schliessung der Architekturfakultät Reichenbach

14. Juli 2011

Zum geplanten Ende der Architekturausbildung in Reichenbach:

 „Konzentration von Kompetenzen“ oder „Erschließung von Synergien“, das sind gern gebrauchte Schlagworte, insbesondere, wenn es darum geht, zu rationalisieren, zu konzentrieren und zu reduzieren. Jetzt sollen diese Zauberworte auch auf die Architektur- Ausbildung in Sachsen angewendet werden – mit dem drohenden Aus für die kleine, aber erfolgreiche Architekturfakultät der WHZ in Reichenbach.

Der Fachbereich Architektur der Westsächsischen Hochschule Zwickau wurde – vor allem aus politischen Gründen als Außenstelle in Reichenbach – erst 1996 gegründet, zur Abrundung des Studienangebotes der WHZ und somit zur Stabilisierung der Bildungslandschaft in Südwestsachsen. In der Folge wurde ein junges Team aus Hochschullehrern berufen, die im Sinne einer ganzheitlichen Architekturausbildung den Schwerpunkten Entwurf, Konstruktion und Präsentation eine gleichwertige Gewichtung gaben und daher bis heute Absolventen hervorbringen, die vor allem durch ihre Vielseitigkeit und ihre überdurchschnittlich gute, handwerkliche Ausbildung auffallen.

Im Entwerfen und Konstruieren, aber auch in der heute immer wichtiger werdenden Vermittlung ihrer Arbeitsergebnisse sind die Reichenbacher Absolventen häufig besser gerüstet als ihre Kollegen aus den großen Hochschulen. Ein Grund dessen liegt auch im Stellenwert, den die Präsentationstechniken einnehmen. Die werden in vielfältigen Situationen geübt. Dabei wird der vermeintliche Nachteil der Fakultät, nämlich die Kleinheit, durch die Direktheit der persönlichen Betreuung wieder zum Vorteil für die Studierenden. Denn nur hier (und nicht in Leipzig oder Dresden) gibt es das konsequente Studioprinzip, nur hier hat jeder seinen eigenen festen Arbeitsplatz und nur hier gibt es eine Betreuungsintensität, die große Fakultäten schon organisatorisch nicht bieten können.

Die Erfolge lassen sich auch messen. Da sind zunächst die Büros, die von Absolventen gegründet wurden, die inzwischen in der sächsischen Architektenszene mitmischen wie beispielsweise Ahoch4 und aufbauostarchitekten in Zwickau oder das Atelier ST in Leipzig. Oder die vielen Absolventen, die in ambitionierten Büros in Sachsen, Deutschland und auch im Ausland arbeiten, den Kontakt zu ‚ihrer’ Hochschule aber immer noch halten. Nicht zuletzt zu erwähnen ist das Hochschulranking von ‚DetailX’, wo die Reichenbacher Fakultät, die inzwischen als konsekutive Bachelor-/ Master – Ausbildung umstrukturiert wurde, stets die vordersten Plätze belegt.

Das liegt vor allem daran, dass die Zufriedenheit der Studierenden überdurchschnittlich hoch ist: sie sind gerne in Reichenbach, fühlen sich gut betreut und zelebrieren die Sonderstellung ihres Campus in der Stadt. Denn nach dem Motto dass man „alles, was man in Reichenbach erleben will, selber machen muss“, hat sich ein reges studentisches Leben auf dem Campus etabliert.

Nun soll also geschlossen werden. Weil nicht immer nicht alle Studienplätze belegt werden konnten. Weil gespart werden muss. Weil Stellen gekürzt werden müssen. Und natürlich, weil durch die geplante Angliederung an die HTWK Leipzig Kompetenzbündlungen und Synergien entstehen sollen.

Der BDA Sachsen wendet sich als berufsständige Organisation mit Nachdruck gegen die geplante Schließung. Es mag schon sein, dass man die Zentralisierungsbestrebungen der Verwaltung als Ziel grundsätzlich anerkennen muss und dass durch Konzentration die Ausbildungsqualität in den Zentren noch gesteigert werden könnte. Doch das Nachsehen hat die Region, in der die Rolle der regionalen Architektur und deren schöpferischer Weiterentwicklung bearbeitet und reflektiert wird. Der BDA befürchtet nicht nur, dass in Reichenbach ein in Deutschland einmaliges Studienmodell abhanden kommt, er befürchtet auch die Abhängung einer gesamten Region, die entsteht, wenn Architekturausbildung in Sachsen demnächst nur noch in Dresden und Leipzig stattfindet. Im Sinne einer ausgewogenen Entwicklung aller Landesteile, und mit der Überzeugung, dass die Effizienz und soziale Wirksamkeit kleinerer Einheiten letztlich nachhaltiger ist, werden die Verantwortlichen dringend aufgefordert, die noch nicht beschlossenen Schließungspläne zu überdenken und dadurch anzuerkennen, dass auch – und gerade – die kleinen Standorte zur Akzentuierung der Studienangebote weiterhin dringend gebraucht werden.

 Der Landesvorstand – Bund Deutscher Architekten BDA in Sachsen

Leipzig, den 11. Juli 2011

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